Caual Friday: Die Bilder von April-Juni Teil I von II
Endlich komme ich dazu wieder mal die Zusammenfassung der bislang erschienen „Casual Friday“-Bilder vorzustellen: Es war ganz viel los in letzter Zeit und ich plane vieles in zukünftigen Einträge reinzupacken.
Aber jetzt die Bilder. Dank auch der Fotoausstellung des Clubs "Blende 1" (mehr dazu gleich) und Pfingsten, die hier zusammengefassten Bilder sind nicht so viel, aber dafür gibt es einiges zu berichten. Deswegen wird dieser Eintrag auch in zwei geteilt.
Wie die meisten bereits wissen, ist dieser (fast-) monatlicher Termin eher ein „not-a-blog“: es ist eine Zusammenfassung die diesen Platz einfach einmal im Monat ausnutzt. Die typische Struktur eines Blogs ist also hier nicht zu erwarten. Man versucht hier einfach einen Blick hinter den Kulissen zu werfen; eine Vertiefung sämtlicher Themen die hier einfach nur berührt werden, ist deswegen nicht möglich.
Sollten Sie deswegen an einigen Themen besonders interessiert sein, lassen Sie bitten einen Kommentar hier unten und ich werde gerne darüber extra einen Blogeintrag schreiben.
Heute werden wir wieder ein paar Sachen über Farbfotografie und Bildkomposition mit dem ersten Bild sagen; mit den nächsten Bildern wird es spannend weil ich versuchen werde ein Bogen zwischen Fotografie und Minimal Art zu bauen.
Die Bilder von April-Mai:
Haben Sie fragen zu diesen Themen: Kontraste in der Farbfotografie (was sind sie?), Bildbearbeitung, Lichtverhältnisse, HDR, etc.? Lassen Sie mich wissen, gerne kann man darüber in weiteren Blogeinträgen reden. Inzwischen könnten Sie hier ein paar Ansatzpunkte finden:
was macht ein gutes Landschaftsbild aus?
wann macht Farbfotografie Sinn?
welche Kontrastformen kennen Sie außer dem üblichen Hell-DunkelKontrast?
wie wirken sich diese Kontraste in einer Komposition aus?
was macht ein gutes HDR-Bild aus?
was bedeutet einen Dynamikumfang zu erweitern?
Diese ganzen Fragen kann man hier nicht alle beantworten, aber Sie werden zumindest sehen, wie viel man aus einem Bild entnehmen kann.
Isola Bella
Also das erste Bild ist ein klassisches Landschaftsbild, das die berühmte Isola Bella am Lago Maggiore zeigt und aus einem Aufenthalt in der malerischen Stadt Stresa entstanden ist. Letztes Jahr war ich für eine Reisereportage in meiner Heimat unterwegs, ganz genau in der Gegend wo ich aufgewachsen bin: Stresa ist einfach einen Sprung entfernt, also somit hatte ich die beste Chance, um ein paar Landschaftsbilder zu sammeln. Aus dieser Reise entstand außerdem der Blogeintrag vom 22.09.2014 „La mia Italia“, wo dieses Bild übrigens auch zu sehen ist.
Als ich es als „Casual-Friday“-Bild hochgeladen habe, war eine Zeit mit miesem Wetter und ich brauchte einfach ein bisschen gute Laune zu verbreiten.
Es ist ein Bild das, wegen der Farben, mit der Grenze zum Kitsch spielt: Die Gegend und die Landschaft sind einfach so üppig, stimmig und fröhlich, dass es fast unmöglich wird diesen Nebeneffekt zu vermeiden. Eingerahmt von diesen schönen Fuchsia-Blüten ist die Isola Bella im schon fast sommerlichen Licht (das Bild wurde aber in April aufgenommen!) zu sehen. Der blaue Himmel im Hintergrund stimmt sich mit den Lilafarben im Vordergrund chromatisch ab.
Somit kommen einige Kontrast-Typologien im Spiel: wir haben einen Farbkontrast, einen Komplementärkontrast, einen Quantitätskontrast und einen Kalt-Warm-Kontrast.
Man steht also gerade vor einem Fall, wo Farbfotografie absolut ihre Berechtigung findet.
Die Schwierigkeit in diesem Bild ist das Ganze als einfach wirken zu lassen.
Die Herausforderungen: Homogenität, Ordnung, Harmonie und Balance zu schaffen und dabei den Dynamikumfang zu erweitern, dabei aber immer das Ergebnis im Blick zu halten, um den natürlichen Eigenschaften der Szene treu zu bleiben.
Plötzlich klingt es nicht mehr so einfach oder?
Ich finde, das ist eben das Problem heutzutage mit vieler Landschaftsfotografie oder Fotografie im allgemein. Man strebt so sehr nach dem WOW-Effekt, dass wir von überbearbeiteten Bildern überflutet werden. Das Ergebnis? Unnatürliche Lichtverhältnisse, übertriebene HDR-Bilder, Vignettierungen überall ohne dass sie auch sinnvoll angewendet werden, kitschige und übersättigte Farben die es in Natur überhaupt nicht gibt, etc. Wegen ihrer besonderen Merkmale leiden gerade die Natur- und Landschaftsfotografie am meisten darunter.
Die nächsten Bilder kann man gleich alle zusammenfassen, weil sie eine Serie zusammenbilden:
Protractor Serie Nr 01
Protractor Serie Nr 02
Protractor Serie Nr 03
Diese Serie ist als Vorbereitung der Jahresausstellung des „Blende 1“ Fotovereines (wo ich Mitglied bin) entstanden. Dieses Jahr hatten wir uns als Thema den Titel „Minimalismus“ ausgesucht.
Was ist aber Minimalismus?
Wie wurde der Minimalismus in der Fotografie umgesetzt?
Persönlich finde ich, dass Minimalismus als Konzept sich in der Fotografie bislang nie wirklich durchsetzen konnte; in der Form aber schon.
Der Grund liegt meines Erachtens daran, dass die Minimal Art in der Bildenden Kunst als Reaktion gegen die Abstrakte Malerei Ende der 50er-Anfang der 60er entstanden ist. Grundprinzip der Minimal Art ist somit der Versuch den Kunstwerk vom Autor zu trennen und keine Botschaft vermitteln zu wollen; es soll auch keine besondere Botschaft gesucht werden. Ganz im Gegenteil soll das Kunstwerk von den eigenen Eigenschaften selbständig leben.
Man kann schnell verstehen, wieso selbst in den bildenden Künsten solche Prinzipien sich nicht lange durchsetzen konnte. Die perfekte und reinste Objektivität zu erreichen: das war schon immer Stoff für akademische Diskussionen. Die Realität sieht aber ganz anders aus und die nackte Wahrheit ist, dass es zumindest sehr schwierig ist diesen Ziel zu erreichen.
Umso schwieriger wird es in der Fotografie, wegen derer besonderen Eigenschaften.
Einer der wichtigsten Vertreter der Minimal Art in der Malerei war der Maler Frank Stella, der ganz viel Input über die Jahre zu dieser Kunstform gegeben hat und an der Gründung vieler Bausteine mitgewirkt hat.
Mein Ziel bei dieser Ausstellung: eine Fotografie zu versuchen die sich nicht nur an den formalen (spricht Reduktion) sondern auch an den inhaltlichen Elementen (spricht: kein Konzept, keine Botschaft, reine Objektivität, Selbstbezogenheit des Kunstwerkes, etc.) hält.
Problem ist, wenn man an minimalistischer Fotografie denkt, hat man eine besondere Vorstellung die sich über die Jahre geformt hat und letztendlich manchmal auch sehr von der Herkunft der Minimal Art abweichen kann.
In diesem Rahmen habe ich diese von Frank Stellas Werke inspirierte Serie fotografiert, die man sich aber dann entschieden hat nicht auszustellen, weil es zu kompliziert gewesen wäre, in dem Umfang der Ausstellung, dem Publikum zu erklären, wie diese Bilder als minimalistisch zu verstehen sind.
Ein anderes Bild von mir, „Tribute to Frank Stella’s Black Paintings“, wurde stattdessen ausgestellt, weil besser dieser Vorstellung des Publikums entsprach.
Die hier vorgestellte Bilder wurden von der „Protractor Serie“ inspiriert und behalten auch den gleichen Namen. Ich kann Sie dazu nur rechtherzlich einladen, sich die Originale von Frank Stella anzuschauen, um besser verstehen zu können, was ich hier fotografisch versucht habe.
Protractor ist das englische Wort für Gradbogen. Frank Stelle entfuhr eine Reihe von Bildern die in dieser Geometrie einzuordnen sind. Einmal, dass man das weiß, ist es auch sofort erkennbar. Die Bilder leben von diesen geometrischen Formen und von den darauf ganz genau abgestimmten Farben. Ein Gemälde entsteht aus Farbe. Von Farben soll also erzählen, nichts mehr nichts weniger. Das ist seine Eigenschaft. Somit erreicht man also eine minimalistische Selbstbezogenheit, nur wenn das Bild von sich selbst erzählt. Keine interne Botschaft, kein Konzept bitte: solche Sachen haben mit dem Autor zu tun, im Gemälde sollen sie aber nichts zu suchen haben.
Wie kann also ein Foto selbstbezogen sein. Woraus entsteht ein Foto? Fotografie = aus griechisch "mit Licht zeichnen". So habe ich gedacht, wie kann ich den Versuch machen die Protractor-Serie zu reproduzieren? Dafür habe ich sämtliche Regenbogen, durch die Verwendung von CD-Platten, in einem Innenraum künstlich erstellt, indem ich Licht direkt mittels der CD-Platten auf einer weißen Wand reflektiert habe. Die Bildbearbeitung verzichtet auf grafische Tools: alles soll sich auf fotografische Mittel reduzieren, um die Formen und die Chromatik der Original-Serie wiederzugeben. Also reine Objektivität: der Einfluss des Autors soll reduziert sein. Deswegen es reduziert sich alles auf eine einfache Montage von Regenbogenkreise, eingerahmt in rechteckigen Formen. Somit wurden Objektivität, Entpersönlichung und Selbstbezogenheit erzielt.
Das Nächste Bild ist eigentlich eine Serie von drei, die ich für das Internet in einem einzelnen zusammengestellt habe, weil sie einfach zusammen zu sehen sind.
RGB Waves
Diesmal frei von jeglichen Hommagen, es wurde als eigenes Projekt entwickelt. Die dahinterliegende Idee ist die reine Selbstbezogenheit der Fotografie zu erreichen, als ein Produkt/Ergebnis, das sich auf seinen Bestandteil (das Licht) bezieht.
Für diese Bilder habe ich Gefäße mit mit Sirup gefärbtem Wasser aufgefüllt und von unten beleuchtet. Die auf der Decke projizierten Wellen wurden somit fotografiert. Somit werden nicht einfach Wasserwellen fotografiert sondern, durch die Reflexion, wird einen Bogen zu den Lichtwellen gebaut. Die Grundfarben Rot/Grün/Blau, die auf das RGB-Farbraum hinweisen, sollen, zusammen mit der Zufälligkeit der Bewegung der Wellen, den minimalistischen Inhalt unterzeichnen.
Für die, die es nicht wissen, das RGB-Farbraum kurz und einfach zusammengefasst ist einer der theorisierten Farbräume dessen Bestandteile bzw. Komplementärfarben das weiße Licht wiedergeben; in diesem Raum sind die Komplementärfarben Rot, Grün und Blau.
Die Zufälligkeit der Formen begrenzt der Beitrag des Autors in dem Versuch eine gewisse Objektivität zu gewährleisten. Eine subjektive Komponente ist doch trotzdem zu finden, da ich als Autor immerhin die Bilder suchen musste die besser zusammengepasst haben. Das konnte aber Frank Stella auch nicht vermeiden, als er die Farben für seine Bilder ausgesucht hat.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es wahrscheinlich sogar das erste Mal ist, dass der Versuch gewagt wurde, die Inhalte der Minimal Art in der Fotografie 1:1 umzusetzen und ich kann nur hoffen, dass dieser Beitrag von mir andere Fotografen zu weiteren Versuchen inspirieren wird.
Es gibt noch ein paar Bilder die in diesem Zusammenhang entstanden sind (ein Bild wurde in diesem Eintrag schon erwähnt) und vielleicht könnten es Stoff für zwei zukünftige „Casual Fridays“ sein :-)
Im Teil II wird es, keine Sorge, leichter sein. Wir werden über Streetfotografie und Classic Cars reden. Und es wird einen ersten Blick auf die Expo 2015 in Mailand geworfen. Also, es bleibt spannend ;-)
Take care!
Fabio
Weitere Fotos: www.fabiograzioli.de
All rights reserved Copyright © Fabio Grazioli Photographer 2015
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