Fotoreportage Weltausstellung Expo 2015 in Mailand: "Feeding the Planet, Energy for life"
The Tree of Life - Expo 2015 Mailand
Das Ende der Weltausstellung Expo 2015, die unter dem Motto „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ in Mailand stattfindet, rückt näher und hier sind einige aus meinem Besuch in Mai in Bilder gesammelt Impressionen.
Wie es immer bei solchen großen Events passiert, war auch diese Expo keine Ausnahme und hat Anlass für Diskussionen, Kritik und Unstimmigkeiten gegeben, genauso wie sie gleichzeitig für Begeisterung gesorgt hat. Ich werde mich jetzt nicht auf die ewigen Debatten über Korruptionsfälle oder Skandale einlassen. Es würde sowieso wenig bringen und beitragen. Ernsthafte Probleme dieser Größe und Maße kann man auch nicht in einem so beschränkten Raum handeln. Genauso wenig Sinn macht es die Frage zu stellen, ob eine solche Ausstellung das weltweit verbreitete Problem der Ernährung lösen kann. Ich betrachte solche Ausstellungen wie ein großes Spielzeug, das bestimmt etwas beitragen kann und den Vorteil hat, für einige Monate die teilnehmenden Länder im Mittelpunkt zu setzen. Klar können Probleme wie der Hunger in der Welt oder die Ernährung nicht mit solchen Initiativen gelöst werden; man könnte sich natürlich fragen, ob das für eine solche Ausstellung erforderliche Geld nicht besser investiert werden konnte. Das würde aber bedeuten sich nur auf einen Aspekt zu konzentrieren und gleichzeitig andere Faktoren zu ignorieren, die ich jetzt selber hier nicht beurteilen will, wie zum Beispiel: Prestige, die Möglichkeit das eigene Land zu sponsern oder unter neuem Licht und Aspekten zu präsentieren, usw.
Einige Fragen, die sich vielleicht viele stellen werden, denke ich aber schon gleich beantworten zu können, selbstverständlich immer, wie man in der Umgangsinternetsprache hört, „In My Humble Opinion“ zu verstehen ;-)
1- Ist die Expo interessant? Ich denke schon: Vor- und Nachteil der Expo ist der Versuch alle zufrieden zu stellen. Ist man bereit einige Kompromisse im Kauf zu nehmen, wird man aus der Ausstellung glücklich zurückkommen. Erwartet man eine ernsthafte und engagierte Antwort an den im Zeichen des Mottos involvierten Problemen, wird man einfach enttäuscht sein. Ich sage aber auch, vielleicht ein tick provokativ, da ist derjenige, der mit solchen Erwartungen kommt, selber schuld: wer solche Erwartungen an einer Ausstellung wie dieser setzt, ist nicht nur naiv sondern fehl am Platz. Man muss an das Publikum denken, das so eine Messe/Event anspricht, an den Kosten die abzudecken sind und an der Geschichte bzw. Ursprung solcher Messen, die die Erwartungen der Masse in eine bestimmte Richtung (spricht hier Technologie/Innovation und Architektur) immer erfüllen müssen. Von der Expo werden immer gewisse Erwartungen an rasante/herausragende Architekturen und Trendsetzende- bzw. Fortgeschrittene-Technologien gesetzt. Fazit: ja, es wird über Food gesprochen, man geht der Thematik der Ernährung der Welt schon heran. Aber nicht so ausführlich wie vielleicht einige erwarten würden. Ich finde aber, es wäre auch unseriös zu denken, dass das der Raum und Ort wäre, um allgemeine Lösungen zu finden. Es werden sicherlich neue Wege, technologische Fortschritte, Kurioses aus der Welt und so weiter, vorgestellt. Man sollte aber das Ganze mit Leichtigkeit und Interesse aufnehmen und den Anlass zum Besuch genießen, um einfach diesen Ort auszunutzen und an einem oder mehreren Tagen (empfehlenswert) sich mit vielen Ländern und Kulturen ein bisschen zu beschäftigen. Es ist wie mit einer Enzyklopädie: die dient nicht dazu Themen ausführlich zu handeln sonder Näher zu erwecken.
2- Ist es auch für Leute interessant die sich nicht ausschließlich für das diesjährige Motto interessieren? Auf alle Fälle. Eine Expo wird immer so schlau durchdacht, dass sie das größte Teil des Publikums ansprechen kann: auch diese ist keine Ausnahme und ist deswegen zum Beispiel mit Ausstellungen, Kurioses oder auch Shows und Vergnügungsbereichen für Familien und Kinder versehen:
Außerdem sind viele, wenn nicht die meisten, Pavillons genauso unterhaltsam wie das „Deutsche Museum“. Hierzu fällt mir sofort das Aserbaidschan-Pavillon als Beispiel ein, wo eine perfekte Mischung zwischen Architektur, Technologie und, dem Motto getreu, Inhalten erreicht wurde.
Aserbaidschan-Pavillon
Plastik-Blumen im obersten Geschoss, die bei der Berührung leuchten, symbolisieren Aserbaidschans neun klimatische Regionen, einer der wenigen Ländern weltweit, der so viele zählen kann.
Interaktives Touchscreen-Food-Erlebnis
Beeindruckend auch zum Beispiel den Israel Pavilion, der den vertikalen Anbau mit seinen Vertical Fields vorgestellt hat:
Israels "Fields of Tomorrow"
3- Sind alle die Expo-Pavillons mit dem Motto übereinstimmig? Leider nicht. Einige Länder haben die Gelegenheit ausgenutzt, um sich einfach vorzustellen oder, sogar schlimmer, um reine politische Propaganda zu führen, ohne jegliche Rücksichtig auf das Motto zu nehmen.
4- Und wie schlimm ist es? Wenn es um reine Propaganda geht, für mich schon. In anderen Fälle sehe ich es eher gelassen: ich finde es halt schade, weil es eine verpasste Chance ist. Andererseits sich überwiegend durch die Architektur des Pavillons und andere Alleinstellungsmerkmale vorzustellen (wie zum Beispiel die Musik im Vietnam-Pavillon) ist immerhin ein Weg, um Aufmerksamkeit auf ein Land und seine Mehrwerte zu erwecken und die Leute dafür zu begeistern.
5- Lobenswertes? Einige Pavillons konnten oder wollten nicht so viel Geld investieren, haben es trotzdem geschafft in ihrer Bescheidenheit das Hauptthema heranzugehen. Ein Beispiel dafür ein der ersten Pavillons die ich besucht habe, das von Irland:
Der Irische Pavillon
Der Grund wofür sie hier keine Fotos vom inneren sehen ist einfach, dass das Expo-Motto hier überwiegend mit Video-Projizierungen auf Leinwand thematisiert wurde.
Ansonsten fand ich die Idee mit den Clusters toll: zum ersten Mal wurden Länder nicht nur durch geografische, sondern auch durch gemeinsamen Themen- oder Food-Zugehörigkeit versammelt. Nicht alle Länder können sich die Kosten für ein Pavillon leisten: Die Cluster sammeln thematisch zusammenhängende Pavillons für ein einzelnes Produkt, die Landschaft oder auch den Anbau. Kostensparend werden somit verschiedene Nationen unter einem Dach gebracht. Ein Beispiel findet ihr hier mit dem Cluster Kaffee:
Cluster Kaffee beschmückt mit ausgewählten Bildern von Sebastião Salgado aus einer Zusammenarbeit mit Illy - Reportage "Traumhafter Duft" - Buch; "Duft der Träume"
und dem Cluster Reis:
So kann man Basmati Reis auch verwenden: als Deko für Lampen (aus dem Basmati Pavillon, den man eigentlich ruhig "indischen" Pavillon nennen könnte, im Cluster Reis)
6- Schafft man alles zu sehen? Ich würde es bezweifeln. Ein Bonuspunkt erhalten diejenige die in der Nähe wohnen und von dem (sehr!) preisgünstigen Jahresabo profitieren können genauso wie diejenige die einen Aufenthalt von mehreren Tagen geplant haben.
7- Gibt es Pavillons die schwer zu besuchen sind? Definitiv: Zum Beispiel lustiger weise ausgesprochen den Italien-Pavillon konnte ich nicht besuchen und das, wohlbemerkt, zu einer Zeit wo die Besucherzahl nicht so groß war wie in den letzten paar Monaten. Das habe ich übrigens auch von vielen anderen gehört. Es hängt wahrscheinlich mit dem nächsten Punkt zusammen.
Der Italien-Pavillon
8- Hätte man die Expo besser organisieren können? Wahrscheinlich ja. Ich hab nicht die Mittel um das zu beurteilen, habe aber das Gefühl, bestätigt von das was ich auch ansonsten gelesen habe, dass man hätte lange Wartezeiten und Schlangen an einigen Orten durch eine bessere Logistik und eine günstigere Planung des Tagesverlaufes verringern können.
9- War ich von etwas enttäuscht? Ja: die Verpflegungskosten bzw. die Preise für das Essen und Trinken waren einfach überteuer. Und das ist was, gerade unter dem Expo-Motto, mich an meisten genervt hat. Die Besucher wurden von den meisten Imbissen, mit wenigen Ausnahmen, richtig ausgebeutet. Eine echte Frechheit, die sich nicht entschuldigen lässt.
10- Wie gut hat mir der Deutschland-Pavillon gefallen? Mäßig gut. Schön und dynamisch die Architektur, interessant die vorgestellte Technologie der „Solar Trees“, lobenswert die Treue zum Expo-Motto, ein bisschen enttäuschend die Stände womit die unterschiedlichen Bundesländer mit ihren Food-Spezialitäten vorgestellt wurden: etwa zu simple und vereinfacht, man hätte besser und mehr anbieten können.
Der Deutschland-Pavillon
Die Solar Trees erzeugen tagsüber den Strom, mit dem sie nachts beleuchtet werden. Die verwendete Technologie der "Organischen Photovoltaik", die erstmals im Rahmen eines großen internationalen Architektur-Projekt zum Einsatz kommt, sieht vor die Verwendung von Solarmodule, die auf flexible Folien gedruckt werden und sich in Architektur integrieren.
11- War die Expo ein Erfolg? Im Zeichen einer mailändischen Madunina-Replik
Gleich am Eingang West, beim Pavillon "Veneranda Fabbrica del Duomo", begrüßt Mailand die Besucher mit einer Replik der vergoldete Madonnenstatue, „Madunina“ wie sie die Mailänder aus der inoffiziellen Stadthymne liebevoll nennen.
Das original Exemplar hebt sich ähnlicher Weise von der zentralen Turmspitze des Mailänder Dom ab
war der Anfang mühsam: Organisatorische Probleme die sich bis nach der Eröffnung hingezogen haben, Skandale und Korruptionsfälle, die für keine gute Werbung sorgten, die Rekord-Hitze in Sommer, die die Besucher entmutigt hat, PR-Aktionen , Werbung und Mundpropaganda die man hätte besser führen sollen (ich habe das Gefühl, dass man in Deutschland zum Beispiel wenige davon gehört/gesprochen haben); danach scheint aber die Expo allmählich Schwung gewonnen zu haben und, den Zahlen zufolge die ich neulich gelesen habe, scheint schon wieder zu einem Erfolg geworden zu sein.
Ansonsten, was ich noch zum Beispiel nenneswert finde ist das Zusammenspiel zwischen den Themen Welternährung, Klimawandel und Nachhaltigkeit, wie es lobenswerterweise von dem Pavillon Österreich behandelt wurde:
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Breath (Atmen) = Motto für den österreichischen Pavillon. Luft, Klima und Atmosphäre verbinden die gesamte Erde. Ernährung und Energie werden davon starkt geprägt.
Der Pavillon beeindruckt und überzeugt mit bepflanzten Bäumen die mit technischer Unterstützung aber ohne Klimageräte den Mikroklima eines österreichischen Waldes und 62,5 kg frischen Sauerstoff pro Stunde (den Bedarf für 1800 Personen) erzeugt
Denjenigen, die noch in den nächsten Tagen eine Reise in der Nähe von Mailand planen, kann ich jedenfalls einen Besuch nur wärmsten empfehlen. Der Preis ist jedenfalls für eine solche Messe mehr als OK und Inhalte gibt es genügend um damit zufrieden zu sein.
Wenn euch ansonsten weitere Fragen einfallen, gerne kann ich versuchen sie zu beantworten.
Hier bin ich auch am Ende dieser Reise: selbstverständlich habe ich mir damit nicht vorgenommen ausführlich darüber zu reden, sondern eher Impressionen zu verleihen, Leute zu inspirieren und Neugier zu erwecken: Ich hoffe es konnte mir gelingen und freue mich deswegen auf euer Feedback und eure Fragen.
Wenn ihr euch weitere Bilder wünscht, diese könnt ihr hier finden:
Und nicht vergessen: habt ihr die Fotos gemocht? Dann bitte liken und sharen ;-)
Bis nächstes Mal!
Fabio
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